Glaubensfragen

Wenn man nichts Nettes zu sagen hat…

Ihr kennt doch bestimmt alle diesen Spruch, der angeblich auf den Hasen Klopfer aus Bambi zurückgeht, oder?

Während er dort noch halbwegs nett und kinderfreundlich beendet wird mit „… soll man den Mund halten“, findet man ihn in Social Media „Unterhaltungen“ dann doch häufig in einem anderen Wortlaut wieder.

Nun gibt es für mich mehrere Gründe, warum mich dieser Spruch immer und immer wieder richtig stört und auch mehrere Aspekte, die ich gerne dazu sagen möchte.

sich an die eigene Nase fassen

Ich denke mein erster Einwand liegt ziemlich klar auf der Hand.
Häufig taucht der Satz auf in dem Kontext, dass irgendein beliebter Blogger/Influencer/Hastenichtgesehen von jemand anderem angegriffen wird. In vielen Fällen gebe ich gerne zu, dass die Worte kaum konstruktiv und vor allem beleidigend und auch völlig unnötig sind, aber das ist für mich an dieser Stelle tatsächlich zweitrangig.
Antwortet man (meistens sind das dann ja die Follower des besagten Bloggers und eher selten der Blogger selbst) dann wiederum mit diesem Spruch, indem man ihn mit wüsten Beschimpfungen beendet, dann frage ich mich wirklich, ob solche Leute auch nur einen Hauch Selbstreflexion besitzen/anwenden können.
Es ist nicht nur (genau wie der zuvor erfolgte Angriff) völlig kontraproduktiv, sondern auch noch extrem inkonsequent und heuchlerisch. Und wenn ich eines nicht leiden kann, dann ist es Heuchelei.
Über das Alter von „X hat aber angefangen“ sollten wir meiner Meinung nach hinaus sein.

konstruktive Kritik

 

Ich weiß, dass die meisten, die Klopfer zitieren (was natürlich nicht immer mit Schimpfwörtern, sondern teilweise auch im O-Ton passiert) das nicht so meinen, aber ich muss doch jedes Mal die Stirn runzeln, wenn ich das höre.

Ehrlich? Man soll nur noch nette Dinge sagen? Ich halte das für extrem kurz gedacht. Ohne konstruktive Kritik, ohne kritischen Austausch, der je nach Situation einen auch mal angreifen kann, entwickelt sich doch niemand weiter. Wir bleiben alle auf der Stelle stehen, jeder hat den anderen lieb oder hält nun mal den Mund und das war’s dann.

Ich bin immer froh über konstruktive Kritik. Sei es an meinen Kochkünsten, Texten, Meinungen oder auch an meinem persönlichen Verhalten und Auftreten. Zugegeben. Mir geht es auch besser runter, wenn mir jemand ein Kompliment macht, Kritik höre ich nicht gerne und manchmal ärgere ich mich auch über sie. Aber nur so findet wirklicher, ehrlicher und authentischer Austausch statt, so geben mir andere Menschen viel mehr die Chance, mich weiterzuentwickeln.

Wie gesagt ist mir bewusst, dass viele das nicht zuende denken, wenn sie so etwas schreiben und im Idealfall nur jemanden darauf aufmerksam machen möchten, dass der angeschlagene Tonfall oder vielleicht auch der Inhalt einer Nachricht unpassend ist. Aber ich lese den Spruch auch immer wieder (wie erwähnt gerne mit üblen Beleidigungen versehen) wenn jemand tatsächlich eine konstruktive Kritik hinterlässt, ungefragt oder nicht, und an dem Punkt kann man den Spieß meiner Meinung nach ziemlich leicht umdrehen. Unabhängig davon, mag ich dahergesagt Sprüche, die allerhöchstens eine Halbwahrheit darstellen auch einfach nicht besonders gerne…

Denn es wird eine Zeit sein, da sie die heilsame Lehre nicht leiden werden; sondern nach ihren eigenen Lüsten werden sie sich selbst Lehrer aufladen, nach dem ihnen die Ohren jucken, …

2. Timotheus 4:3

Die angeführte Bibelstelle bezieht sich auf Irrlehre in christlichen Gemeinden und diejenigen, die ihrer eigenen Gemütlichkeit zuliebe lieber falsche Lehre hören wollen als Jesus‘ wahre Botschaft, aber mir gefällt der Ausdruck „wonach ihnen die Ohren jucken“ einfach sehr und bis zu einem gewissen Grad kann man Paulus‘ Worte wohl auch auf das gerade beschriebene anwenden.

die andere Seite der Medaille

 

Heißt das jetzt, dass ich im Gegensatz zu Klopfer dazu aufrufe, jeden ungefragt (konstruktiv) zu kritisieren?

Sicher nicht. Gerade was Social Media angeht, versuche ich persönlich mich da auch sehr zurückzuhalten und schreibe Kritisches wohl am ehesten, wenn direkt nachgefragt wird. Aber generell mag ich die Lobhudeleien auf Instagram & Co. nicht besonders gerne, da sie tatsächlich zur Folge haben, dass viele Menschen nicht mit Kritik umgehen können und jeden, der mal schreibt „finde ich hässlich“ als Hater darstellen. Keine Frage, die gibt es auch. Aber „Generation Snowflake“ zeigt sich für mich grade online von seiner berühmt überempfindlichen Seite, die ich extrem unangenehm finde.

Also online nicht, aber privat mit Kritik um sich werfen? Auch das halte ich weder für wert- noch sinnvoll. Ich würde Klopfers Satz wohl so beenden:

„Wer nichts Nettes zu sagen hat, sollte gut überlegen, ob Kritik notwendig und erbaulich ist, bevor er sie in angemessenem Ton äußert.“

Schon klar, weder besonders einprägsam noch packend, aber trifft doch meine Meinung zu dem Thema am besten.

Tatsächlich meine ich diese Aussage sowohl bezogen auf Social Media als auch auf echte, reale Interaktionen. Aber während ich mich online sehr gut beherrschen kann, gibt es für mich im direkten Umfeld viel mehr die Versuchung, unüberlegt Dinge zu äußern, die ich später zum Teil sehr bereue.

Passend zum Thema hatte ich vor Längerem in meiner Journaling Bible (KJV) eine Seite rund um Jakobus 3:6 gestaltet und möchte ein paar der Bilder und Gedanken dazu hier mit euch teilen:

die Macht der Zunge oder – irgendwie hat Klopfer ja doch Recht

 

Auch die Zunge ist ein Feuer, eine Welt voll Ungerechtigkeit. So ist die Zunge unter unsern Gliedern: sie befleckt den ganzen Leib und zündet die ganze Welt an und ist selbst von der Hölle entzündet.

Jakobus 3:6

Ausgesucht hatte ich diese Textstelle, dieses Kapitel, da ich hier eine persönliche Schwierigkeit von mir sehe, mit der immer noch zu häufig zu kämpfen habe.

Wie schnell ist mir ein böses Wort rausgerutscht, eine bissige Bemerkung, eine Spitzfindigkeit, die schlicht meine Überlegenheit demonstrieren soll. Wie schnell gerät man ins Lästern, wenn man über Bekannte redet. Wie oft verplapper ich mich in Gesprächen und sage Dinge, die lieber ungesagt geblieben wären.

Laßt kein faules Geschwätz aus eurem Mund gehen, sondern redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Segen bringe denen, die es hören.

Epheser 4:29

Siehst du einen, der schnell ist zu reden, da ist für einen Toren mehr Hoffnung als für ihn.

Sprüche 29:20

Ich war immer ziemlich stolz darauf, gut diskutieren zu können und in Auseinandersetzungen hatte ich in rhetorischer Hinsicht häufig die Oberhand. Natürlich nicht immer und bei jedem, aber Reden war doch immer eine meiner Stärken und so habe ich selten ein Blatt vor den Mund genommen, sei es weil mir etwas persönlich gegen den Strich ging, ich eine Ungerechtigkeit bemerkte oder ich einfach meine Meinung zum Besten geben wollte.

Ich sage euch aber, daß die Menschen Rechenschaft geben müssen am Tage des Gerichts von jedem nichtsnutzigen Wort, das sie geredet haben.

Matthäus 12:36

Als ich Christin wurde, fiel es mir zu Beginn umso schwerer, schlicht und ergreifend den Mund zu halten, wenn ich genau wusste, dass es nur zu  hitzigen und trotzdem ergebnislosen Diskussionen führt und einfach mal einzusehen, dass das, was ich zu sagen habe, nicht so wichtig ist, wie ich vielleicht meine.

Mein Mundwerk unter Kontrolle zu halten – das ist eine weitaus schwierigere Aufgabe als ich früher gedacht hätte und wie Jakobus weiter schreibt:

… die Zunge kann kein Mensch zähmen …

Jakobus 3:8

Weswegen ich jeden Tag erneut darum bitten muss, dass mir Gott bei dieser Herausforderung beisteht und mir hilft, – auf gut Deutsch – die Klappe zu halten wenn es angebracht ist und gut abzuwägen, in welchen Situationen ich Stellung beziehen muss. Denn diese Themen gibt es natürlich auch. Nur sind es weniger und auch andere als ich sie vor meiner Bekehrung eingestuft hätte.

Halte dich fern von ungeistlichem losen Geschwätz; denn es führt mehr und mehr zu ungöttlichem Wesen;

2. Timotheus 2:16

Nun aber legt alles ab von euch: Zorn, Grimm, Bosheit, Lästerung; schandbare Worte aus eurem Munde;

Kolosser 3:8

Eure Rede sei allzeit freundlich und mit Salz gewürzt, daß ihr wißt, wie ihr einem jeden antworten sollt.

Kolosser 4:6

Und zuletzt noch ein sehr beliebtes Zitat von mir, das ich mir gründlich hinter die Ohren schreiben darf, weswegen ich auch ein Bible Lettering dazu gestaltet habe:

Wer antwortet ehe er hört, dem ist’s Torheit und Schande.

Sprüche 18:13

Wie steht ihr zu Klopfers Spruch? Seid ihr da auch so (konstruktiv^^) kritisch wie ich oder bin ich eurer Meinung nach zu kleinlich? Ich hoffe es ist klar geworden, dass ich die Aussage und auch die Intention dahinter nicht komplett über Bord werfen, sondern viel mehr zu einem gesunden Abwägen animieren möchte. Wenn nicht euch, dann zumindest mich selbst.

Iris Maya

P.S.: Falls sich jemand gefragt hatte, von wem meine Tochter (s. Beitragsbild) das Grimassenschneiden hat… Das erste Bild gibt ganz gut wieder, wie ich bei jeder erneuten Erwähnung von Klopfers „Weisheit“ gucke. 😉

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5 Kommentare

  1. Ich muss gestehen, dass ich öfters dann einfach wegklicke, weil ich keine Lust auf zerreibende Diskussionen habe – und dann halte ich einfach mal den Mund, weil mir meine Energie für solche Diskussionen zu wertvoll ist.
    Viele Verstecken sich bei ihren Beleidigungen ja hinter „konstruktiver Kritik“ – das löst bei mir nur Augenrollen aus. Im Internet fühlen sich einige dazu berufen, wild zu beleidigen, furchtbar.
    [Ich muss gestehen, dass mir oft auch gar nicht bewusst ist, was für ein Konflitpotenzial manche, meist unbedachten, Äußerungen haben und bin immer wieder überrascht, wie grandios man sich geschrieben falsch verstehen kann]

    Die Quatsch-Bilder sind super 😀

    1. Aaah, hab ich etwa nicht auf deinen Kommentar geantwortet??? Ich muss mal schauen, dass ich hier auch das Freischalten einstelle, sonst verlier ich echt den Überblick. 😀
      Ja ich versteh dich da vollkommen. Ich frag grade bei schriftlichen Unterhaltungen lieber 5x nach, bevor ich etwas falsch aufnehme, aber das macht halt nicht jeder und so kommt es oft zu Streit. Es gibt leider echt beide extreme, die um sich schlagenden, die alle beschimpfen, weil sie ja ach so anonym sind, auf der anderen Seite die Honig-ums-Maul-Schmierer. Ich mag beides nicht besonders. 😀

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