Familienleben

Vorfreude und Ängste

Während es auch von außen betrachtet einige Unterschiede in den Schwangerschaften gab, so war das Auffälligste wohl meine Gefühlswelt.

Von den sagen wir mal „reinen Fakten“ wie Schwangerschaftsbeschwerden, Kindsbewegungen und Neuanschaffungen hatte ich letzte Woche bereits berichtet. Von der zweiten Schwangerschaft liest man häufiger, dass sie genau wie später auch das Kind so nebenher läuft.

Ich habe oft über diese Aussage nachgedacht und bin mir nach wie vor nicht sicher, ob das bei mir zutraf. Rein emotional betrachtet, waren beide Schwangerschaften aber wirklich sehr verschieden für mich.

Beziehung von Anfang an

Ich wollte schon immer Mutter werden und habe mich riesig gefreut, als ich zum ersten Mal schwanger wurde. Gleichzeitig war ich zu diesem Zeitpunkt aber auch sehr als Grundschullehrerin involviert, hatte eine sehr enge Beziehung zu meinen Schülern und fühlte mich hin und her gerissen. Wie ich in meinem Geburtsbericht bereits schrieb, hatte ich das Gefühl, dass mich dieses mir noch ziemlich fremde Baby von „meinen“ Kindern fernhielt und zudem dafür sorgte, dass ich körperlich stark eingeschränkt war. So unschön sich das anfühlte und auch anhört – meine Gefühle dem Kind gegenüber waren zwiegespalten.

Dieses Mal konnte ich viel früher eine Bindung zu dem Leben in mir aufbauen. Durch die Liebe zu meiner Tochter und dem Wissen, wie wundervoll ein eigenes Baby ist, habe ich mich dem kleinen Unbekannten viel näher gefühlt und auch wenn mich auch diese Schwangerschaft natürlich eingeschränkt hat und es mir immer sehr leid tat, wenn ich meiner Tochter aufgrund der immer größer werdenden Kugel Wünsche verwehren musste, war ich doch vielmehr in der Lage, meine bisherigen Aufgaben weiterhin zu erfüllen. Und ganz besonders wurde nicht meine Beziehung zu meiner Tochter jäh unterbrochen, sondern einfach etwas anders.

Tausend Fragen

Aber nicht nur meine Vorfreude war größer, meine Ängste ebenso oder zumindest viel spezifischer. Durch die Geburt meiner Tochter muss ich ehrlich sagen, dass ich immer wieder große Angst vor einer erneuten Geburt hatte, wobei ich zum Glück doch recht angstfrei in die Geburt selbst gehen konnte. Aber besonders vor der Zeit nach der Geburt hatte ich wenn nicht Angst, dann doch zumindest großen Respekt. Meine Tochter brauchte von Anfang an viiiiiel Aufmerksamkeit.

Kann ich beiden Kindern gerecht werden?
Wird die große mit Eifersucht reagieren?
Wird sie das Geschwisterchen ablehnen, schlagen oder sich von mir distanzieren?
Wie machen wir das zu viert in einem Bett, wenn sich nachher beide Kinder immer gegenseitig wecken und keiner mehr zum Schlafen kommt?
Werden mein Mann und ich noch Zeit für uns als Paar und Auszeiten für uns ganz alleine finden?

Ich denke solche Fragen sind völlig normal und solange man sich nicht verrückt macht auch richtig. Denn auch wenn man nicht alles vorhersehen oder gar planen kann, sollte man sich (und das zukünftige Geschwisterkind) doch ein wenig mental auf die neue Situation vorbereiten.

Vor der Geburt meiner Tochter hatte ich mir nicht wirklich konkrete Situationen vorgestellt, hatte mehr das Neue auf mich zukommen lassen und mit meinem Mann gemeinsam viele Entscheidungen erst getroffen, als meine Tochter da war und wir sie und ihr Temperament, ihre Bedürfnisse ein wenig kennenlernen konnten. Rückblickend war das grade bei so einem anspruchsvollen und aktiven Baby für uns genau der richtige Weg.

Wenn aber schon ein Kind da ist, dann muss man ja nun mal eine Person zusätzlich bei Entscheidungen berücksichtigen und zudem ist man durch die bisherige Erfahrung schon viel geprägter und hat vielleicht schon genauere Vorstellungen.

 

 

Unser kleiner Sonnenschein hat viele Überlegungen unnötig gemacht und uns gezeigt, wie extrem anders Babys von Anfang an sein können. Sich vorher Gedanken zu machen, finde ich deshalb aber nicht verkehrt. Unsere Tochter ist sehr sensibel und so war es mir sehr wichtig, mir zu überlegen, wie ich in verschiedenen Situationen reagieren und ihr helfen könnte, mit dem kleinen Geschwisterkind und er der neuen Rolle klarzukommen.

So ein neues Familienmitglied wirbelt schließlich noch einmal alles durcheinander.

Wie war das bei euch? Wart ihr in der zweiten Schwangerschaft gelassener oder habt ihr euch wie ich viel mehr Fragen gestellt als in der ersten?

Iris Maya

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