Familienleben

2 Jahre später – Warum überhaupt ein Geburtsbericht?

Dass sich das Phänomen der „rasenden Zeit“ sobald man Mutter wird nochmal um einiges potenziert, das brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Meine kleine Maus ist diese Woche tatsächlich 2 Jahre alt geworden und ich möchte diesen „nostalgischen Moment“ gerne nutzen, um meinen Geburtsbericht rückblickend niederzuschreiben.

Eigentlich hatte ich vor, nur einen Beitrag zum Thema zu verfassen. Aber der Bericht und meine Gedanken drum herum sind einfach zu lang geworden, weswegen ich aufgeteilt habe und heute einfach nur mit einer Art Vorwort starte, denn bevor ich von der Geburt meiner Tochter berichte, möchte ich kurz loswerden, was mich dazu bewogen hat, überhaupt darüber zu schreiben und auch unsere Entscheidung für’s Geburtshaus kurz begründen.

Der Sinn und Unsinn von Geburtsberichten

Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich über die Geburt meiner Tochter etwas und wenn ja wie detailliert schreiben soll. Direkt nach der Geburt (d.h. die ersten Tage und auch Wochen) wollte ich nicht einmal darüber reden. Eigentlich wollte ich nur vergessen und fand den Vorschlag meiner Hebamme, das Erlebte niederzuschreiben völlig absurd. Inzwischen sind zwei Jahre vergangen und ich habe etliche Male über die Geburt geredet und nachgedacht, hatte auch immer wieder den Gedanken, darüber zu schreiben.

Für mich gibt es verschiedene Gründe, die für oder gegen einen Geburtsbericht sprechen.

Kontra

Vielen Frauen ist das Erlebnis viel zu privat, persönlich, intim, um auch nur den groben Ablauf gerade öffentlich zu teilen. Und das ist völlig okay so.
Andere haben wie ich zu Beginn vielleicht einfach das Bedürfnis, gar nicht an das Erlebte erinnert zu werden.
Immer wieder habe ich gelesen, dass Schwangere aufgrund von anderen Geburtsberichten Angst vor der bevorstehenden Entbindung bekommen haben, während sie vorher ganz zuversichtlich waren. Hier denke ich sollte man von beiden Seiten Sensibilität erwarten, vielleicht nicht jedes Detail schildern, aber sich selbst vielleicht auch eher von Geburtsberichten fernhalten, wenn man merkt, dass diese einen stark beeinflussen und verunsichern können.

Pro

Wie ich eben schon geschrieben habe, habe ich über den Ablauf der Geburt häufig nachgedacht, über das was gut gelaufen ist, über das was ich als negativ empfunden oder anders erwartet habe. Kurz – in gewissem Sinne beschäftigt mich die Geburt immer noch (auch wenn ich sagen würde, dass ich nicht mehr unter den Erinnerungen leide, sondern etwas Positives daraus ziehen konnte) und ich denke, das ist ein legitimer Grund, um darüber zu schreiben.
Hinzu kommt, dass Erfahrungen anderer nicht immer beängstigend sein müssen. Sowohl aus positiven als auch negativen Erfahrungen anderer kann man lernen und ich hoffe, dass ich eventuell in einem bestimmten Aspekt einen hilfreichen Blickwinkel bieten kann.

Es gibt sicher noch andere Gründe, aber das sind die Aspekte, die mich am ehesten bei meiner Entscheidung beeinflusst haben. Auf einen ganz speziellen Punkt, werde ich zum Schluss noch einmal eingehen.

Entbindung im Geburtshaus

Viel von dem was ich erlebt habe, hängt in gewisser Weise mit unserer Entscheidung zusammen, im Geburtshaus zu entbinden.

Hauptgrund waren für meinen Mann und mich vielleicht unser Unwohlsein beim Thema Krankenhaus an sich. Dabei habe ich das Glück, dass ich noch nie ins Krankenhaus musste und meine Abscheu weniger rational begründet, geschweige denn „recherchiert“ war, sondern eher emotionaler Natur. Beeinflusst hat mich dabei sicherlich auch die extrem negative Erfahrung, die meine Mutter vor, während und nach meiner Geburt im Krankenhaus gemacht hat, sodass mein Bruder dann zuhause geboren wurde. Mit Krankenhäusern habe ich immer Unpersönlichkeit, Sterilität und auch Respektlosigkeit verbunden, nicht wie viele vor allem Sicherheit. Mir war klar dass gut ein Vierteljahrhundert vergangen war und einzelne schlechte Erfahrungen nicht heißen müssen, dass etwas prinzipiell abzulehnen ist, aber auch wenn ich mir vor der Geburt das Krankenhaus, das im Notfall infrage gekommen wäre, in Ruhe angeschaut und eine Kreißsaalführung mitgemacht habe, hatte ich beim Geburtshaus einfach das bessere Gefühl.

Wenn medizinisch alle Optionen offen sind, ist eine Bauchentscheidung hier nicht nur legitim, sondern auch sinnvoll und da mein Mann und ich in dieser Hinsicht ähnlich fühlen, war die Entscheidung schnell getroffen.

Meine Einstellung Krankenhäusern gegenüber hat sich insgesamt übrigens sehr geändert, nicht nur weil die Kreißsaalführung viele Horrorvorstellungen ausgeräumt hat (kann ich wirklich nur empfehlen, das macht das Ganze realer und nicht alles, was man in Filmen sieht oder von den Eltern erzählt bekommt, trifft heute und hier in der Realität auch zu), sondern vor allem nachdem ich mit meiner Tochter bereits 2x – davon 1x mit Übernachtung – ins Krankenhaus musste und dort nur positive Erfahrungen mit den Ärzten und Krankenschwestern gemacht habe.

Eine Hausgeburt kam für mich auch nicht infrage. Zum einen wegen der Hellhörigkeit unserer Wohnung, zum anderen aber auch, weil ich nicht das Gefühl haben wollte, für die Geburt extra aufräumen oder im Nachhinein alles sauber machen zu müssen.

Alternativ gibt es also das Geburtshaus, das eine kompetente Hebammenbetreuung in der Schwangerschaft, unter Geburt und auch im Wochenbett anbietet. Die medizinischen Mittel sind natürlich begrenzt, aber da ich ohnehin ohne Schmerzmittel entbinden wollte, kam mir das sehr entgegen. Die Kontrollen sind dafür wirklich sehr genau, beim kleinsten Risiko wird nachgeschaut und einer Entbindung im Geburtshaus ggf. nicht zugestimmt. Fachlich und medizinisch habe ich mich von Anfang bis Ende gut betreut gefühlt.

Ich kannte die Hebammen durch regelmäßige Vorsorge- und Gesprächstermine also alle schon zumindest oberflächlich vor der Geburt und wusste, dass ich mich melden kann wenn etwas sein sollte. Bis wenige Tage vor der Geburt, hatte ich ein wirklich gutes Gefühl und war sicher, dass ich das schaffen werde. Warum auch nicht.

 

Wie zu Beginn erwähnt, dient dieser Beitrag mehr als eine Art Einleitung zum Thema an sich und so erwartet euch nächste Woche dann der erste „richtige“ Teil.
Lasst mir doch ein Feedback da, wie ihr zu Geburtsberichten allgemein steht oder auch gerne Links, wenn ihr einen bestimmten empfehlen wollt. 🙂

Iris Maya

 

 

 

 

4 Kommentare

  1. Meine Geburten waren sehr unterschiedlich. Aber jedes Mal habe ich möglichst bald danach alles aufgeschrieben, an das ich mir erinnerte. Immer wieder staune ich, wie sehr sich Erinnerungen verändern können. Die Berichte sind mir jetzt sehr wertvoll, weil die widerspiegeln, wie ich es damals erlebte und empfand. Ich bin sehr dankbar, dass auch vieles heilen durfte. In jeder Schwangerschaft habe ich auch etwas aus der Schwangerschaft davor aufarbeiten können. Ich hatte zwei Klinikgeburten und drei Hausgeburten. Auch die drei Hausgeburten waren total unterschiedlich. Übrigens hab ich meine liebe Heamme (heute Freundin) langsam an unser Chaos „gewöhnt“ und dann war es für mich kein Problem mehr, dass sie jederzeit kommen kann. Danach hat sie voll lieb aufgeräumt und die Waschmaschine angeschaltet, eine Hausgeburt macht viel weniger „Theater“ als man denkt. Es war einfach wertvoll, dass ich ICH sein durfte. Dass im Mittelpunkt stand, was ich jetzt brauche (in der Klinik anders erlebt…). Dass ich eine Eins-zu-Eins-Betreuung hatte (in der Klinik anders erlebt…). Dass das neue Baby mitten in die Familie hineingeboren wurde. Für uns war das total stimmig und es war sehr herausfordernd für mich bei der letzten Schwangerschaft den Gedanken zuzulassen, dass es auch im Krankenhaus enden könnte (das kann es ja immer). Ich bin gespannt auf deinen nächsten Beitrag… Liebe Grüße, Martha

    1. Ich habe früher auch immer viel aufgeschrieben, aber nach der Geburt hab ich mich erstmal so gar nicht danach gefühlt, aber offensichtlich war das Bedürfnis doch irgendwo da. 😉
      Für mich wäre eine Hausgeburt in der alten Wohnung wirklich gar nicht infrage gekommen, wir haben die Nachbarn über uns ständig streiten gehört, von daher wusste ich ja, wie geräuschdurchlässig die Wände waren… Hier sähe das schon ein wenig anders aus, wobei es für mich aktuell auch nicht erste Wahl wäre. Bis auf den Ort ist das Geburtshaus ja von den Vorteilen her genau gleich, man ist alleine im Gebäude, 1zu1 Betreuung und es wird wirklich nach dir als Person geguckt.
      Heißt das, dass deine älteren Kinder bei den Geburten direkt anwesend waren?
      Liebe Grüße und danke für den langen Kommentar 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert